Gymnasion in der Antike

Das Gymnasion zählte zu denjenigen öffentlichen Einrichtungen im griechisch-hellenististischen Kulturraum über das eine Stadt verfügen mußte, um den Rang einer Polis zu erreichen. Es war der Ort, an dem sittlichen, bzw. charakterlichen, körperlichen und intellektuellen Bildung der Jugend. Hier erfolgte die Sozialisation der jungen Männer in die Gemeinschaft der Polis. Jedoch war das Gynmasion keine Einrichtung, die in der aufkommenden Demokratie entstand. Vielmehr entwickelte sich das Gynmsion in der agonalen Kultur der griechischen Aristokratie. In der griechisch-hellenistischen Ausprägung wurde praktisches und theoretisches Wissen, physische sowie intellektuelle Techniken gelehrt: wo die Kinder elementare Kulturkenntnisse wie Lesen, Schreiben und Rechnen erwarben und sich im sportlichen Wettbewerb maßen, die Jugendlichen (Epheben) das Kriegshandwerk erlernten und die erwachsenen Bürger Vorträge und Kurse von Wandergelehrten besuchten und ihre lokalen Bräuche pflegten und zusammen feierten.

Jedoch ist das Gynmsaion nicht mit einer staatlichen Lehr- und Erziehungsanstalt in der heutigen Form zu vergleichen. Es gab kein staatlich angestelltes Personal, keine Schulverwaltung, keine staatlich vorgegebenen Lehrpläne. Es war auch nicht ausschließlich der Ort der Erziehung und Bildung sondern auch der urbanen Geselligkeit. Es trafen sich dort Lehrer und Trainer jedweder Art sowie weniger gebildete Bürger. Es zählte daher als Trainings- und Wettkampfstätte für die sportlichen Aktivitäten, als Parade- und Exerzierplatz für die Militärausbildung der Epheben, als Vortragsort für Wandergelehrte und Literaten zum festen institutionellen Teil einer Polis: es war eine zweite Agora (Marktplatz).



Die obigen Ausführungen sowie die Illustration sind dem Sammelband: das hellenistische Gymnasion, herausgegeben von Daniel Kah und Peter Scholz und 2007 erschienen im Akademie Verlag entnommen.